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Das Denkmal

im Heidedorf Schwalingen

HinrichChristoph Röhrs * 7.März 1890 8.September 1914 Halbhof “Tönners”, Schwalingen No.21
Schwalingen im August 1914. Es war ein lange gehegter Plan: Für den Fall eines Krieges mit dem Deutschen Reich sahen Politik und Militär des französischen Kaiserreiches ein vorrangiges Ziel - die im Deutsche-Französischen Krieg 1870-1871 an das deutsche Kaiserreich verlorenen Departements an Mosel und Rhein mit Metz, Straßburg und Mühlhausen zurück zu erobern, die seither "Deutschen Reichslande Elsass-Lothringen" sind. Schon am 4.August 1914 - am Tag zuvor hatte das Deutsche Kaiserreich dem Kaiserreich Frankreich den Krieg erklärt - marschieren französische Truppen aus den grenznahen Festungen ins deutsche Elsass ein und besetzen innerhalb weniger Tage auch Mühlheim, Altkirch, Münster. Dann tritt ihnen hier die inzwischen aufmarschierte 7.Armee des deutschen Heeres entgegen. Zur 7.Armee gehört auch die 28.Infanterie Division mit dem Füsilier- Regiment "Fürst Karl-Anton von Hohenzollern" Nr.40. Es ist ein traditions- reiches Regiment des Großherzogtums Baden mit Standort Rastatt, das sich eigentlich ausschließlich aus badischen Freiwilligen und Militärdienstpflichtigen rekrutiert. In diesem "Hohenzollernschen" Füsilier-Regiment Nr.40 dient unter den Badensern in der 7.Kompagnie aber auch ein Hannoveraner: Der Füsilier Hinrich Christoph Röhrs aus dem Heidedorf Schwalingen.. Hinrich Christoph Röhrs ist unverheiratet und bei Kriegsbeginn 24 Jahre alt. Er ist der einzige Sohn von Hinrich Christoph Röhrs und seiner Ehefrau Catharine Sophie geborene Kregel und Anerbe des Halbhofes "Tönners" zu Schwalingen No.21. Hinrich Christoph Röhrs hat drei Schwestern. Seine ältere Schwester Anna Catharine Wilhelmine *1887 ist seit 1910 mit dem Teweler Drittelhöfner Hinrich Friedrich Möhrmann verheiratet. Die beiden jüngeren Schwester leben noch unverheiratet mit den Eltern auf dem "Tönners-Hof". Das Füsilier-Regiment Nr.40 mit Hinrich Christoph Röhrs kämpft am 9.August 1914 im Oberen Elsass um die Rückeroberung von Mühlhausen, am 13.August in Altkirch. Nach dem Zurückweichen der französischen Truppen wird das Regiment am 14.August 1914 auf die Eisenbahn verladen und nach Lützelstein im Unteren Elsass transportiert, nördlich zwischen Straßburg und Saarburg gelegen. Das deutsche Saarburg ist zu dieser Zeit bereits in französischem Besitz. In aufreibenden, verlustreichen Kämpfen entlang den nördlichen Ausläufern der Vogesen zwingt die deutsche 7.Armee die französischen Truppen zum Rückzug aus dem Unteren Elsass und dem deutschen Lothringen, dann am 20.August 1914 über die deutsche Grenze zurück auf französisches Gebiet. Die 28.Infanterie-Divison mit dem Füsilier-Regiment Nr.40 und Hinrich Christoph Röhrs in der 7.Kompagnie nimmt an den anschließenden Verfolgungskämpfen in südlicher Richtung über Blamont und Baccarat am Fluß Meurthe im französischen Lothringen teil - die “Schlacht in Lothringen”. In den letzten Tagen des August 1914 entbrennt zwischen der 28.Infanterie Division und dem französischen Gegner ein verlustreicher Kampf um den Pass auf dem Col la Chipotte in den Vogesen, nordwestlich von St.Dié. Wer ihn besitzt hat den Zugang zur großen Straße bei Saint Benoit über Ramberville zur Mosel und den dahinter liegenden französischen Sperrforts um Epinal. Die 28.Infanterie Division erreicht am 26.August 1914 abgekämpft die Straße Raon-l'Etape - St.Benoit - Ramberville. Hier kommt der deutsche Vormarsch zum Stehen - aber auch die französischen Gegenangriffe werden schwächer. Das Kriegsgeschehen an der Westfront hat einen neuen Höhepunkt weiter westlich erreicht, auf den nun die deutsche und französische Heeresleitung alle Kräfte konzentriert: Am 5.September 1914 beginnt die "Marne-Schlacht" östlich von Paris. 6 Tage später, als die Schlacht trotz der vielen Opfer nicht den gewünschten erfolgreichen Verlauf für die deutschen Truppen nimmt, wird die 28.Infanterie Division mit dem Füsilier-Regiment No.40 am 11.September 1914 zur Verstärkung nach Westen, nach Pont-à-Mousson an der Mosel verlegt, zwischen Nancy und Verdun. Aber der Füsilier Hinrich Christoph Röhrs ist nicht mehr unter den Mannschaften des "Hohenzollernschen" Füsilier-Regimentes Nr.40 - am frühen Abend des 8.September 1914 verletzten ihn bei St.Benoit im französischen Lothringen die Splitter einer explodierenden Artilleriegranate am Kopf tödlich. Er wurde 24 Jahre alt. Der Beginn des 1.Weltkrieges ist kaum 8 Wochen her, als die Nachricht über den Tod von Hinrich Christoph Röhrs bei seiner Familie eintrifft. Sie ist die erste Gefallenenmeldung, die in Schwalingen seit Kriegsbeginn zu einem Bürger aus ihrer Mitte bekannt wird, die erste von vielen, die folgen werden. Seit Tönnies Röhrs nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges mit dem Schwalinger Halbhof bemeiert wurde und ihm seinen Namen gab, war die Familie Röhrs über fast 270 Jahre ununterbrochen Besitzer des "Tönners- Hofes". Der gewaltsame Tod von Hinrich Christoph Röhrs im Krieg beendet nicht nur sein Leben, sondern auch die lange Geschichte der Familie Röhrs vom "Tönners-Hof": Die ältere Schwester Anna Catharine Wilhelmine Röhrs *1887 ist seit dem Jahre 1910 mit dem Teweler Drittelhöfner Hinrich Friedrich Möhrmann verheiratet. Schwester Minna Marie Röhrs *1893 heiratet wenige Wochen vor dem Ende des 1.Weltkrieges, im Oktober 1918, Heinrich Wilhelm Meyer, den Sohn eines Häuslings zu Tewel. Sie erbt den Halbhof "Tönners". Die jüngste Schwester Emma Anna Röhrs *1897 heiratet im April 1923 den Landwirt Heinrich Friedrich Wilhelm Wehrhoff, gebürtig aus Einzingen bei Dorfmark. Sie erbt die Anbauerstelle Schwalingen No.16 aus dem Besitz des "Tönners-Hofes". Vater Hinrich Christoph Röhrs *1859 stirbt als Witwer an seinem Geburtstag, am 9.3.1923, 64 Jahre alt.
Der Halbhof “Tönners” zu Schwalingen No.21
bei St.Benoit, Ende August 1914
Deutsche Verlustliste, Oktober 1914