Schwalingen im August 1914

Vorgeschichte

Im Sommer 1914 ist es gerade 70 Jahre her, dass der Haussohn Johann Christopher Röhrs vom Vollhof "Schnier" zu Schwalingen No.9 das alte Häuslingshaus des Schwalinger Halbhofes "Peetz" erwarb und sich dort mit der Einrichtung einer Anbauerstelle selbständig machte: Schwalingen No.37 oder "Brüch", wie die Schwalinger den Hof wegen seiner Lage an der Brücke über den Schwalinger Bach nennen, schräg gegenüber von Brinkköthner "Menken". Gründer Johann Christopher Röhrs' Urenkel Hinrich Friedrich Christoph Röhrs ist Eigentümer der Anbauerstelle "Brüch", als in allen Zeitungen des Deutschen Reiches Anfang August 1914 der Befehl des deutschen Kaiser Wilhelm II. zur Mobilmachung des deutschen Heeres und der Marine zu lesen ist. Das Deutsche Reich hat als Verbündeter des Kaiserreichs Österreichs dem Kaiserreich Russland und dem Kaiserreich Frankreich den Krieg erklärt. Hinrich Friedrich Christoph Röhrs und seine Ehefrau Marie Sophie Dorothea, geborene Niemeyer aus Düshorn, haben einen reichen Kindersegen - 12 Kinder wurden auf ihrer Anbaustelle "Brüch" geboren. 3 ihrer 5 Söhne werden vom Mobilmachungsbefehl des deutschen Kaisers erfasst, der sich an alle Wehrpflichtigen des Deutschen Reiches wendet, die in den Jahren zwischen 1870 und 1897 geboren worden sind. Ältester Sohn und Anerbe der Anbauerstelle "Brüch", Hinrich Friedrich Wilhelm Röhrs *1894, hat sich nun mit seinen beiden jüngeren Brüdern Karl Hermann *1896 und Friedrich Wilhelm *1897 dem Befehl gemäß bis zum 16. August 1914 beim Schwalinger Gemeindebürgermeister Wilhelm Witte auf dem "Schün-Hof" zu melden, um sich in die Landsturmrolle aufnehmen zu lassen.

Im Krieg 1918

Im Dezember 1917 sind die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen das Deutsche Reich eingetreten und verstärken mit ihren frischen Truppen und Waffen die englisch-französischen Kriegsgegner. Dann macht die Russische Revolution und der Zusammenbruch der Armeen des Zaren am 3.März 1918 den Frieden von Brest-Litowsk möglich. Damit kann die deutsche Heeresleitung die bislang an der Ostfront gebundenen Truppen zur Verstärkung an die Westfront verlegen und so das Kräfteverhältnis dort nun nahezu ausgleichen. In einer großen Frühjahrsoffensive 1918 an der Westfront plant die deutsche Heeresleitung unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte so nachhaltige Erfolge zu erringen, dass die Kriegsgegner an den Verhandlungstisch gezwungen werden können. Auch die 45.Reserve-Division ist unter den Divisionen, die für die "große Schlacht in Frankreich" bereitgestellt und deren Soldaten dafür speziell ausgebildet werden. Zu ihrem Verband gehört auch das Reserve-Infanterie- Regiment Nr.210, in dem Friedrich Wilhelm Röhrs aus Schwalingen dient. Er ist 20 Jahre alt und Musketier in der 5.Kompagnie dieses Regimentes. Für seine besonderen Verdienste an der Front ist ihm das Eiserne Kreuz II.Klasse verliehen. Mit einer enormen Kraftanstrengung eröffnet das deutsche Heer am 21.März 1918 die Offensive gegen den französischen/englischen/amerikanischen Gegner - die "Operation Michael". Auch die 45.Reserve-Division in der 18.deutschen Armee greift in ihrem für den Angriff zugewiesenen Frontabschnitt bei St.Quentin die feindlichen englischen/französischen Stellungsgräben an und drängt kämpfend im Vormarsch den Gegner nach Südwesten zurück. Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr.210 mit Friedrich Wilhelm Röhrs wird bereits in den ersten Tagen des deutschen Angriffes durch äußerst hohe Verluste stark geschwächt: Zwei Tage nach Beginn der Offensive überschreitet das Regiment die Somme und nimmt die Ortschaft Ham am 23.März 1918 in Besitz. Am nächsten Tag, 24.März 1918, kann es die Front unter hohen Verlusten bis kurz vor das Dorf Libermont vorschieben. Der Angriffsbefehl für den 25.März 1918 sieht für das Reserve-Infanterie- Regiment Nr.210 vor, dem Gegner den Besitz des Dorfes Libermont abzuringen. Die gesamte 45.Reserve-Division erleidet bei diesem erfolgreichen Angriff aber so schwere Verluste, dass sie nicht mehr fähig ist, den Angriff fortzusetzen. Unter den bei Libermont Gefallenen ist auch der Musketier Friedrich Wilhelm Röhrs aus Schwalingen. Er wird am 25.März 1918 vor dem Dorf Libermont von einem Artilleriegeschoss an Kopf und Brust tödlich getroffen - 1 Monat vor seinem 21.Geburtstag. Die 45.Reserve-Division wird noch am selben Tag aus der Front herausgezogen, in die zweite Linie versetzt und für die Fortsetzung des Angriffs durch die 10.Reserve-Division abgelöst. Drei Söhne und Brüder der Familie Röhrs von der Schwalinger Anbauerstelle "Brüch" werden zum Kriegsdienst befohlen - einer überlebt den Krieg. Hinrich Friedrich Wilhelm Röhrs *1894, (siehe sein Schicksal... mehr...) Karl Hermann Röhrs *1896 (siehe sein Schicksal... mehr...)
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Das Denkmal

im Heidedorf Schwalingen

Friedrich Wilhelm Röhrs * 21.9.1897 25.4.1918 Anbauer “Brüch”, Schwalingen No.37
Die Anbauerstelle “Brüch” zu Schwalingen No.37 (1899)
Deutsche Verlustliste, Juni 1918