Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Johann Christoph Heinrich Klipp
* 16.Januar 1881 †3.April 1920
Häusling Halbhof “Tönners”, Schwalingen No.21a (heute No.54a)
Schwalingen im Frühjahr 1920
Vorgeschichte
Die Häuslingsfamilie Klipp zieht dorthin, wo sie Arbeit und damit
Einkommen für ihren Lebensunterhalt findet. Johann Friedrich Klipp wurde
1840 zu Lünzen als Sohn des Schneidermeisters Peter Christoph Klipp aus
Eimke (Landkreis Uelzen) geboren. Im Jahre 1863, mit 23 Jahren, heiratet er
Catharina Margarethe Elisabeth Gathmann aus Ilhorn. Ihre ersten Kinder, 2
Mädchen, werden in Hemslingen geboren. Dann lebt die Familie für einige Jahre
in Johann Friedrich Klipps Geburtsdorf Lünzen. Hier kommt Jürgen Peter
Christoph im September des Jahres 1870 zur Welt. Dann folgt Tochter Emma. 10
Jahre später, im Januar 1881, wird Johann Christoph Heinrich Klipp in Schülern
geboren.
Zu Beginn der 1890er Jahre bekommt die Häuslingsfamilie Klipp Arbeit in
Schwalingen, auf dem Halbhof "Schmeers" zu Schwalingen No.30 bei
Halbhöfner Diedrich Heinrich Christoph Böhling. Sie beziehen eines der beiden
Häuslingshäuser an der nördlichen Grenze des "Schmeers-Hofes".
Halbhöfner Dietrich Heinrich Christoph Böhling stirbt mit 51 Jahren im Mai
1901. Seine Witwe Anna Maria, geborene Lünsmann aus Brochdorf, löst 2 1/2
Jahre später, im Dezember 1903, mit Zustimmung der Vormünder ihrer Kinder
den Halbhof "Schmeers" auf. Haus und Hof, der umfangreiche Grundbesitz und
das gesamte Inventur werden verkauft. Sie zieht mit ihren beiden Kindern zu
ihrer Familie nach Brochdorf.
Jürgen Peter Christoph Klipp *1870, der älteste Bruder von Johann
Christoph Heinrich Klipp, verdient als Handelsmann sein Einkommen. Er
erwirbt im Dezember 1903 das Häuslingshaus des "Schmeers-Hofes", in dem
seine Familie seit Jahren lebt - und gründet hier eine Anbauerstelle,
Schwalingen No.50. Im April des folgenden Jahres 1904 heiratet er die
Schwalinger Häuslingstochter Anna Auguste Möhrmann *1881.
Johann Christoph Heinrich Klipp ist Dienstknecht in Schwalingen und lebt
in der Familie seines Bruders Jürgen Peter Christoph auf der Anbauerstelle zu
Schwalingen No.50. Im November des Jahres 1909 heiratet er mit 28 Jahren
Minna Marie von Fintel, Haustochter vom Neubauer "Schoster" zu Schwalingen
No.1. Sie hatte im Monat zuvor ihren 19.Geburtstag gefeiert.
Im Herbst des Jahres 1911 beziehen Johann Christoph Heinrich Klipp und
seine Ehefrau Minna Marie als Häuslinge das Häuslingshaus des Halbhofes
"Tönners", Schwalingen No.21a (heute Schwalingen No.54a). Tochter Frieda Ella
kommt hier im Februar 1914 zur Welt.
Im Krieg
Als im August 1914 der Krieg ausbricht, ist Johann Christoph Heinrich
Klipp, 33 Jahre alt. Am 3.August 1914 erfährt er aus der "Böhme-Zeitung", dass
Kaiser Wilhelm II. die Mobilisierung des Heeres und der Marine befohlen hat.
Das Deutsche Kaiserreich hat als Verbündeter des Kaiserreiches Österreich dem
Kaiserreich Russland und dem Kaiserreich Frankreich den Krieg erklärt. Wenige
Tage später befindet sich auch das Königreich England unter den Kriegsgegnern
von Deutschland und Österreich.
Der Mobilmachungsbefehl des Deutschen Kaiser befiehlt allen Wehr-
pflichtigen, sich unverzüglich den Militärbehörden zu stellen. Schon wenige Tage
später ist Johann Christoph Heinrich Klipp mit einer Gruppe weiterer älterer
Schwalinger Reservisten auf dem Weg nach Celle, um sich dort der
Einberufungskommission befehlsgemäß zu stellen. Mit dabei sind auch
sein ältester Bruder Jürgen Peter Christoph Klipp, 43 Jahre alt,
Hermann Heinrich Friedrich Söhnholz, Anbauer "Schoolhus" zu
Schwalingen No.22, 42 Jahre alt,
Ernst August Böhling (vom Brinkköthner "Menken"), Häusling zu
Schwalingen No.32a, 38 Jahre alt,
Ernst August Witte, Halbhöfner "Cohrs" zu Schwalingen No.6, 41 Jahre alt,
Georg Wilhelm Gebers, Musiker und Anbauer zu Schwalingen No.12, 36
Jahre alt.
Bis Ende August 1914 werden die Schwalinger Reservisten von der
Einberufungskommission auf ihre Kriegsdiensttauglichkeit untersucht. Sie alle
werden in den nächsten Monaten zum Kriegsdienst eingezogen.
Wenige Tage nach dem 34.Geburtstag von Johann Christoph Heinrich Klipp
stirbt seine kleine Tochter Frieda Ella Ende Januar 1915. Sie wurde kein Jahr alt.
Dann wird er eingezogen, zum Kriegsdienst an die Westfront, in das III.Bataillon
des Reserve-Infanterie-Regiments Nr.79, 10.Kompagnie.
Im September 1915 kämpft Johann Christoph Heinrich Klipp an der Front
im Oberen Elsass und nimmt an der "Zweiten Schlacht um Münster" teil. Er wird
hier leicht verwundet.
In den ersten Monaten des Jahres 1916 beginnen die Vorbereitungen der
deutschen Heeresleitung zur Frühjahrsoffensive 1916 gegen den französischen
Gegner. Auch die 19.Reserve Division mit dem III.Bataillon des Reserve-
Infanterie-Regiment Nr.79 und dem Gemeinen Johann Christoph Heinrich Klipp
wird hierzu an einen neuen Frontabschnitt verlegt. Per Bahntransport geht es
Mitte März 1915 an die Front bei Verdun, wo von Ende März bis Ende Juni 1916
die "Schlacht bei Verdun" ausgetragen wird.
Das Schlachtfeld ist ein stark ausgebautes System aus Festungen, Stollen
und Schützengräben der französischen Verteidungslinie zum Schutz des südlich
gelegenen Überganges über die Maas bei Verdun. Der Frontabschnitt der
19.Reserve Division liegt unmittelbar beim Fort Douaumont, das bereits im
Besitz deutscher Truppen ist. Johann Christoph Heinrich Klipp nimmt an der
verlustreichen "Erstürmung des Albain-Rückens" teil, an der "Erstürmung der
Thiaumont-Schlucht", der sogenannten "Todesschlucht", an den Kämpfen um
den "Caillettewald" unterhalb des Forts Vaux.
Johann Christoph Heinrich Klipp überlebt die "Schlacht bei Verdun", aber er
im Mai 1916 wurde erneut verwundet.
Bis Mai 1917 bleibt die 19.Reserve-Division an der mittleren Westfront
eingesetzt. Dann wird sie an die nördliche Ostfront verlegt, an die Front bei
Dünaburg. Nur wenige Monate später, im September 1917, kämpft die
19.Reserve-Division mit ihren Einheiten bereits wieder an der Westfront, in
Flandern. Im Winter 1917/1918 Stellungskämpfe bei Verdun. Im April 1918,
wieder in Flandern, nimmt sie an der "Operation Georgette" bei Ypern teil, in der
"Schlacht um den Kemmelberg".
Johann Christoph Heinrich Klipp überlebt diese Jahre der Kämpfe und
Schlachten und auch die Rückzugskämpfe des deutschen Heeres aus Frankreich
und Belgien im Herbst 1918.
Nach dem Waffenstillstand am 11.November 1918 wird auch das III.Bataillon
des Reserve-Infanterie-Regimentes Nr.79 mit Johann Christoph Heinrich Klipp
demobilisiert. Er wird aus dem Militärdienst entlassen und kehrt nach Hause,
nach Schwalingen zu seiner Familie im Häuslingshaus No.21a zurück.
Am 5.Oktober 1919 kommt in der Familie Klipp die Tochter Minna Iltrud zur
Welt.
Aber der im November 1918 beendete Krieg hat Johann Christoph Heinrich
Klipp nicht losgelassen. Knapp 1 1/2 Jahre nach Kriegsende stirbt er am 3.April
1920 an den Folgen eines Kriegsleidens, 39 Jahre alt..
Nachgeschichte
Der Tod ihres Ehemannes ist das vierte schwere Leid, das Minna Marie
Klipp, geborene von Fintel, durch den Krieg erleidet. Im Sommer 1917 fiel ihr
Neffe Friedrich Wilhelm Klipp an der Front in Belgien, 21 Jahre alt... mehr. Im
Juni 1918 fiel ihr jüngster Bruder Otto von Fintel im Alter von 19 Jahren an der
Westfront... mehr. Ihr Bruder Karl Heinrich von Fintel war 21 Jahre alt, als er im
Juli 1918 bei Reims in Frankreich fiel... mehr. Sie selbst ist 29 Jahre alt und
Witwe.
Minna Marie Klipp lebt nach dem Tod von Johann Christoph Heinrich Klipp
mit ihrer Tochter Minna Iltrud als Witwe noch für einige weitere Jahre im
Häuslingshaus des Halbhofes "Tönners" zu Schwalingen No.21a.
20 Jahre später, im April 1941, es ist wieder Krieg, heiratet Minna Iltrud
Klipp nach Brockel. Ihre Mutter Minna Marie Klipp, geborene von Fintel, zieht
mit nach Brockel, wo sie sich im Jahre 1944 erneut verheiratet. Sie stirbt im
Frühling 1972 in Brockel.
Die Westfront im Winter 1915/1916
Das Häuslingshaus des Halbhofes “Tönners”
zu Schwalingen No.21a (heute 54a), um 1910