Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Wilhelm Heinrich Hermann Knake
* 12.November 1879 †4.März 1919
Häusling Vollhof “Kain”, Schwalingen No.31a
Schwalingen im Winter 1918/1919
Vorgeschichte
Anna Catharina Marie Heitmann kommt am 18.Juli 1890 in der Schwalinger
Häuslingsfamilie Heitmann zur Welt. Ihr Vater Johann Heinrich Dietrich
Heitmann ist gebürtig in Hötzingen bei Soltau. Ihre Mutter Anna Catharine ist
eine Tochter des Vollhöfners Hinrich Christoph Röhrs, "Schniers-Hof" zu
Schwalingen No.9, und dessen 2.Ehefrau Catharine Margarethe, geborene
Bremer aus Schwitschen.
Als Anna Catharina Marie Heitmann 4 Jahre alt ist, erwirbt ihr Vater
Johann Heinrich Dietrich Heitmann die Neubauerstelle Schwalingen No.42, die
heute nach einem späteren Eigentümer "Voges" genannt wird. Ihr ältester
Bruder, Heinrich Christoph Friedrich Heitmann *1882, soll Landwirt werden
und die Neubauerstelle später einmal erben.
Mit 19 Jahren heiratet Anna Catharina Marie Heitmann am 14. April 1910.
Ihr Bräutigam Wilhelm Heinrich Hermann Knake ist 30 Jahre alt und
landwirtschaftlicher Pächter zu Tewel. Er stammt aus der Mühlenbesitzerfamilie
Knake in Niendorf bei Gardelegen in der preußischen Provinz Sachsen. 3 Kinder
werden in der Familie Knake geboren: Charlotte im August 1910, Hans Paul Karl
im November 1911 und Otto Richard Walter im November 1912.
Im Krieg
Nicht ganz zwei Jahre später, am 1.August des Jahres 1914 befiehlt Kaiser
Wilhelm II. die Mobilmachung des deutschen Heeres und der Marine. Alle
Wehrdienstpflichtigen haben sich unverzüglich bei den Behörden zu melden:
Das Deutsche Kaiserreich befindet sich als Verbündeter des Kaisserreichs
Österreich-Ungarn im Krieg mit dem Kaiserreich Russland, dem Kaiserreich
Frankreich und wenige Tage später auch mit dem Königreich England.
Wilhelm Heinrich Hermann Knake ist 34 Jahre alt, als er sich von
seiner Familie verabschiedet und auf den Weg nach Magdeburg macht, wo er
sich auf Grund seines Geburtsortes den Militärbehörden zu gestellen hat. Er
gehört zum 1.Aufgebot der preußischen Landwehr. Am 7.August 1914 tritt er
seinen Militärdienst an. Nach 3 Monaten ist seine Ausbildung abgeschlossen, er
ist nun frontdienstfähig.
Im Herbst 1914 wird er zum Fronteinsatz kommandiert, an die Westfront.
Wilhelm Heinrich Hermann Knake ist nun Wehrmann in der 10.Kompagnie im
III.Bataillon des Magdeburgischen Landwehr-Infanterie-Regimentes Nr.26.
Das Landwehr-Infanterie-Regiment Nr.26 ist der 13.Landwehr-Infanterie-
Brigade unterstellt und Teil des XVI.Armeekorps der 5.Armee des deutschen
Heeres. Anfang 1915 steht es in Stellungskämpfen an dem Frontabschnitt in
Lothringen, bei Varennes, westlich von Verdun. Hier wird Wilhelm Heinrich
Hermann Knake im Februar 1915 leicht verwundet.
Auch in den nächsten beiden Kriegsjahren bleibt der Einsatzbereich des
Landwehr-Infanterie-Regimentes Nr.26 in den Stellungen der Front bei Verdun
im XVI.Armeekorps, dem "Argonnenkorps", wie es genannt wird. Wilhelm
Heinrich Hermann Knake überlebt die Kämpfe im Argonner Wald und westlich
der Argonnen in 1915 und 1916, und auch die "Schlacht bei Verdun" 1916.
Im April 1917 ändert sich die Unterordnung des Landwehr-Infanterie-Regi-
mentes Nr.26. Es wird der neu aufgestellten 23.Landwehr-Division unterstellt,
die schon nach wenigen Wochen, im Mai 1917, an die Ostfront verlegt wird.
Wilhelm Heinrich Hermann Knake bleibt allerdings an der Westfront: Er
gehört zu den Jahrgängen unter 40 Jahren, die aus dem Landwehr-Infanterie-
Regiment Nr.26 herausgezogen und als Ersatz zu anderen Regimentern an der
Westfront kommandiert werden. Wilhelm Heinrich Hermann Knake kommt so
zur 5.Kompagnie, II.Bataillon des Füsilier-Regimentes "Feldmarschall Prinz
Albrecht von Preußen" (Hannoversches) Nr.73 in der 111.Infanterie-Division.
Auch die Verteidigungs- und Rückzugskämpfe der Kriegsjahren 1917 und
1918 in Frankreich und Belgien überlebt Wilhelm Heinrich Hermann Knake.
Aufgrund seiner Verdienste wird er zum Gefreiten befördert.
Als die Kämpfe des 1.Weltkrieg mit dem Waffenstillstand am 11.November
1918 enden, wird Wilhelm Heinrich Hermann Knake nicht vom Militär nach
Hause zu seiner Familie entlassen. Am 20.Februar 1919 wird er, noch immer im
Militärdienst und in der 5.Kompagnie des Füsilier-Regimentes Nr.73, in das
Reserve-Lazarett II in Soltau eingeliefert. Er ist schwer krank: Grippe und eitrige
Lungenentzündung. Am 4.März 1919 um die Mittagszeit stirbt Wilhelm Heinrich
Hermann Knake an Herzschwäche in Folge seiner Krankheit. Er wurde 39 Jahre alt.
Am 7.März 1919 überführt die Familie von Wilhelm Heinrich Hermann
Knake seinen Leichnam von Soltau nach Schwalingen. Am darauf folgenden Tag,
es ist der 8.März 1919, wird er auf dem Friedhof zu Neuenkirchen beerdigt.
Nachgeschichte
Im Juni 1915 starb der Neubauer Johann Heinrich Dietrich Heitmann, der
Vater von Anna Knake, geborene Heitmann, Witwe von Wilhelm Heinrich
Hermann Knake. Im April 1916 fällt ihr Bruder Heinrich Christoph Friedrich
Heitmann *1882 als Soldat an der Westfront, er sollte die Neubauerstelles
"Voges" zu Schwalingen No.42 einmal erben. Annas Bruder August Friedrich
Heitmann *1885 übernimmt die Hofstelle.
Vielleicht hat Anna Knake mit ihren drei kleinen Kindern während der
Kriegsjahre auf ihrer elterlichen Hofstelle "Voges" Unterkunft gefunden. Nach
Kriegsende im November 1918 pachtet die Familie Knake vom Vollhöfner
Friedrich Gebers das Häuslingshaus Schwalingen No.31a auf dessen "Kain-Hof".
Nach dem Tod ihres Ehemannes im März 1919 lebt Anna Knake hier als Witwe
mit ihren Kindern für einige weitere Jahre.
Das Häuslingshaus auf dem Vollhof “Kain” zu Schwalingen No.31, um 1900