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Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Friedrich Wilhelm Bruns
* 10.11.1892 †
Halbhof “Schmeers”, Schwalingen No.30
Vorgeschichte
Nach dem frühen Tode von Halbhöfner Dietrich HEINRICH Christoph
Böhling auf dem „Schmeers-Hof“ zu Schwalingen No.30 im Mai 1901, trifft seine
Witwe mit Zustimmung der Vormünder ihrer Kinder eine seltene, weitreichende
Entscheidung: Anna Maria Böhling , geborene Lünsmann aus Brochdorf, 51 Jahre
alt, löst den Halbhof „Schmeers“ auf. Haus und Hof, der umfangreiche Grund-
besitz und das gesamte Inventar werden verkauft. Sie zieht mit ihren beiden
Kindern zu ihrer Familie nach Brochdorf.
Aus der Masse des verkauften „Schmeers“-Hofes erwirbt Friedrich Bruns die
Hofgebäude, den Hofplatz und einige Grundstücke zur landwirtschaftlichen
Nutzung. Er ist nachgeborener Sohn des Neubauern Friedrich Bruns zu Wester-
holz und 42 Jahre alt, als er sich im Dezember des Jahres 1903 mit seiner Familie
in Schwalingen niederlässt - mit seiner Ehefrau Margarethe geborene Klee aus
Westeresch und seinen 4 Kindern Johann, 15 Jahre alt, Anna, 13 Jahre alt, Fritz, 11
Jahre alt und dem 6jährigen Wilhelm. Ihr neues Zuhause ist der „Schmers“-Hof zu
Schwalingen No.30. Hier wird im Jahre 1905 als fünftes Kind der Familie Bruns
geboren, Tochter Ida Frieda.
Wenige Jahre später, im Mai 1909 heiratet Anna Bruns mit 18 Jahren den
27jährigen Anbauern und Tischler August Gebers zu Schwalingen No.60. Er ist
Sohn des Anbauern und Musikers Wilhelm Gebers vom „Harm“-Hof zu
Schwalingen No.25, einer alteingesessenen Schwalinger Familie.
Johann Bruns heiratet im Juli 1912, 24 Jahre alt und Pferdeknecht von Beruf.
Seine Braut ist die 22jährige Schwalinger Dienstmagd Auguste Alwine Schröder
aus Sprengel.
Friedrich Wilhelm Bruns erlernt den Beruf des Maurers. Vielleicht war sein
Lehrherr der Maurermeister Heinrich Christoph Lünsmann von der nachbarlichen
Neubauerstelle „Ramaker“, Schwalingen No.28.
Im Krieg
Als im August 1914 der Krieg ausbricht, ist Friedrich Wilhelm Bruns 21 Jahre
alt. Am 3.August 1914 erfährt er aus der „Böhme-Zeitung“, dass Kaiser Wilhelm II.
die Mobilmachung des Heeres und der Marine befohlen hat. Alle Wehrdienst-
pflichtigen werden aufgefordert, sich innerhalb weniger Tage in die Landsturm-
rolle beim Gemeindevorsteher ihres Dorfes eintragen zu lassen: Das Deutsche
Kaiserreich hat als Verbündeter des Kaiserreiches Österreich dem Kaiserreich
Russland und dem Kaiserreich Frankreich den Krieg erklärt.
Bald darauf erhält Friedrich Wilhelm Bruns seinen Gestellungsbefehl. Auch
sein älterer Bruder Johann Bruns wird zum Kriegsdienst einberufen und befindet
sich bald darauf im Vormarsch der deutschen Armeen durch Belgien Richtung
Frankreich.
Friedrich Wilhelm Bruns wird einem Infanterie-Regiment der 66.Infanterie-
Brigade in der 33.Infanterie-Division an der deutsch-französischen Grenze bei
Metz in Lothringen zugewiesen. Die 33.Infanterie-Division wehrt im August 1914
als Teil des XVI. Armeekorps in der 5.Armee die Vorstöße des französischen
Heeres an der Maas und in den Ardennen ab und drängt anschließend die gegneri-
schen Truppen bis hinter den Fluss Aisne zurück. Als aber im September 1914 das
deutsche Heer sich nach der verlorenen Schlacht an der Marne östlich von Paris
zurückziehen muss, kommt auch der Vormarsch der 5.Armee vor Verdun zum
Stehen. Es ist der Beginn des Stellungskrieges.
Im Mai 1915 steht die 66.Infanterie-Brigade im XVI.Armeekorps in Kämpfen
mit dem französischen Gegner um den Besitz des Argonner Waldes. Friedrich
Wilhelm Bruns ist zu dieser Zeit dem Arbeitskommando der 66.Infanterie-Brigade
zugeteilt, vielleicht aufgrund seiner Berusfsausbildung als Maurer. In dieser Zeit
verunglückt der Musketier Friedrich Wilhelm Bruns bei einem Arbeitsunfall. Er
wird dabei leicht verletzt.
Das XVI.Armeekorps mit der 66.Infanterie-Brigade und dem Musketier
Friedrich Wilhelm Bruns wird in den folgenden Kriegsjahren überwiegend an der
südöstlichen Westfront, in den Argonnen, eingesetzt und deshalb als „Argonnen-
korps“ bekannt. Aufgrund seiner Verdienste wird Friedrich Wilhelm Bruns mit
dem Eisernen Kreuz 2.Klasse ausgezeichnet.
Friedrich Wilhelm Bruns überlebt den Ersten Weltkrieg. Auch sein jüngerer
Bruder Wilhelm Heinrich, der seit 1916 zum Kriegsdienst eingezogen war, überlebt
den Krieg. Aber ihr ältester Bruder Johann Bruns kehrt nicht nach Hauses zurück.
Er fiel schon 3 Monate nach Kriegsbeginn, im November 1914, in Flandern, in der
„Ersten Ypern-Schlacht“.
Nachgeschichte
Im Frühjahr 1922 erwirbt Friedrich Wilhelm Bruns, den jedermann im Dorf
als „Fritz“ Bruns kennt, von der Witwe Anna Catharina Marie Hoops geb. von
Elling die Anbauerstelle „Hoops“ zu Schwalingen No.46. Im folgenden September
heiratet er die 22jährige Frieda Dora Katharina Bosselmann aus Tewel.
Bei einem Feuer im Juni 1928 brennt die Anbauerstelle „Buschmann“ zu
Schwalingen No.10 von Friedrich Christoph Wohlbarg *1869 nieder. Friedrich
Wilhelm Bruns erhält den Auftrag, das Wohnhaus wieder aufzubauen. Als Teil der
Bezahlung vereinbaren er und Friedrich Christoph Wohlbarg, ihre Anbauerstellen
zu tauschen. In ungewöhnlicher Weise werden dabei auch die Hofnamen
getauscht: Der Hofname „Hoops“ wanderte von Haus-No.46 nach Haus-No.10
und Haus-No.46 hieß fortan „Buschmanns“.
Im Dorf und weiter Umgebung war „Fritz“ Bruns ein gern beschäftigter
Maurer. Im Laufe der Jahrzehnte seiner Selbständigkeit hinterließ er in Schwalin-
gen eine Vielzahl an Zeugnissen seines handwerklichen Könnens. Noch immer
sind Hofmauern und Hochfundamente aus gespaltenen Findlingen auf den Höfen
in Schwalingen zu finden, die er errichtet hat. Und die Alten wissen noch: „Das hat
Fritz Bruns gemauert, ganz allein. Der konnte das!“
Als sich Friedrich Wilhelm Bruns Mitte der 1950er Jahre zur Ruhe setzte,
übertrug er sein Baugeschäft seinem Schwiegersohn Karl Heinrich Frese.
Der Halbhof “Schmeers”,
um 1900
Deutsche Verlustliste Mai 1915