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Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Wilhelm Hinrich Bruns
* 9.9.1897 † 8.5. 1975
Halbhof “Schmeers”, Schwalingen No.30
Vorgeschichte
Nach dem frühen Tode von Halbhöfner Dietrich Heinrich Christoph Böhling
auf dem „Schmeers-Hof“ zu Schwalingen No.30 im Mai 1901, trifft seine Witwe
mit Zustimmung der Vormünder ihrer Kinder eine seltene, weitreichende
Entscheidung: Anna Maria Böhling , geborene Lünsmann aus Brochdorf, 51 Jahre
alt, löst den Halbhof „Schmeers“ auf. Haus und Hof, der umfangreiche Grund-
besitz und das gesamte Inventar werden verkauft. Sie zieht mit ihren beiden
Kindern zu ihrer Familie nach Brochdorf.
Aus der Masse des verkauften „Schmeers-Hofes“ erwirbt Friedrich Bruns die
Hofgebäude, den Hofplatz und einige Grundstücke zur landwirtschaftlichen
Nutzung. Er ist nachgeborener Sohn des Neubauern Friedrich Bruns zu Wester-
holz und 42 Jahre alt, als er sich im Dezember des Jahres 1903 mit seiner Familie
in Schwalingen niederlässt - mit seiner Ehefrau Margarethe geborene Klee aus
Westeresch und seinen 4 Kindern Johann, 15 Jahre alt, Anna, 13 Jahre alt,
Friedrich, 11 Jahre alt und dem 6jährigen Wilhelm. Ihr neues Zuhause ist der
„Schmeers-Hof“ zu Schwalingen No.30. Hier wird im Jahre 1905 das fünfte Kind
der Familie Bruns geboren, Tochter Ida Frieda.
Wenige Jahre später, im Mai 1909 heiratet Anna Bruns mit 18 Jahren den
27jährigen Anbauern und Tischler August Gebers zu Schwalingen No.60. Er ist
Sohn des Anbauern und Musikers Wilhelm Gebers vom „Harm-Hof“ zu
Schwalingen No.25, einer alteingesessenen Schwalinger Familie.
Johann Bruns heiratet im Juli 1912, 24 Jahre alt und Pferdeknecht von Beruf.
Seine Braut ist die 22jährige Schwalinger Dienstmagd Auguste Alwine Schröder
aus Sprengel.
Im Krieg
Als im August 1914 der Krieg ausbricht, ist Wilhelm Hinrich Bruns mit
seinen 16 Jahren noch nicht wehrdienstpflichtig. Der Mobilmachungsbefehl
betrifft ihn also nicht. Aber er erlebt, wie sich unter den vielen Schwalingern auch
sein neun Jahre älterer Bruder Johann Bruns und sein fünf Jahre älterer Bruder
Friedrich Wilhelm Bruns beim Schwalinger Gemeindevorsteher Wilhelm Witte auf
dem „Schün-Hof“ in die Landsturmrolle eintragen und sie kurz darauf ihren
Gestellungsbefehl von den Militärbehörden erhalten.
Vielleicht hat Wilhelm Hinrich Bruns seine älteren Brüder beneidet, dass sie
in den Krieg ziehen dürfen, wozu er selbst noch zu jung ist. Vielleicht ist er auch
von der Begeisterung mitgerissen, die hier und da im Dorf zu hören ist, dass es
gegen den „Franzmann“ geht, wie so siegreich vor über 40 Jahren.
Doch ebenso wird Wilhelm Hinrich Bruns erfahren haben, wie im engen Kreis
der Familie die Sorge Einzug hält um seine Brüder in den Gefahren des Krieges an
der Front. Und wie die Sorge zur Trauer wird: Schon im November 1914 trifft die
Nachricht auf dem „Schmeers“-Hof ein, dass sein Bruder Johann Bruns an der
Westfront bei Ypern gefallen ist, 26 Jahre alt.
Inzwischen ist auch Wilhelm Hinrich Bruns mit seinem 17.Geburtstag im Sep-
tember 1914 nach den preußischen Gesetzen militärdienstpflichtig geworden. Auch
er muss nun jederzeit damit rechnen, zum Kriegsdienst eingezogen zu werden.
Immer größer wird der Bedarf an „Ersatz“, um die Verluste an den Fronten zu
decken. 1915 werden die Rekrutenjahrgänge 1895 und 1896 einberufen. Ein Jahr
später, 1916, wird der Rekrutenjahrgang 1897 und 1898 zum Kriegsdienst
befohlen, dem auch Wilhelm Hinrich Bruns angehört.
Wilhelm Hinrich Bruns überlebt den Ersten Weltkrieg. Von seinen beiden
älteren Brüdern Johann und Friedrich Wilhelm Bruns, die beide gleich bei Aus-
bruch des Krieges im August 1914 eingezogen worden waren, kehrt nur Friedrich
Wilhelm nach Hause zurück, Johann Bruns fiel im November 1914 vor Ypern.
Nachgeschichte
Als im Frühjahr des Jahres 1923 der Schwalinger Schlachter und Viehhändler
Gustav Möhrmann seine Wohnung in die ehemalige Schwalinger Schule, Haus-
No.19 ,verlegt (heute nach ihm „Schlachter-Hus“ genannt), ergreift Wilhelm
Hinrich Bruns die Gelegenheit, dessen Anbauerstelle Haus-No.64 (nach einem
späteren Eigentümer heute „Wedemeyer“ genannt“) zu erwerben und sich
selbstständig zu machen.
Wenige Monate später, im November 1923, heiratet Wilhelm Hinrich Bruns
mit 26 Jahren die 21jährige Anna Dora Gebers, Tochter des Anbauern und
Musikers August Wilhelm Gebers vom Halbhof „Lümas“ zu Schwalingen No.13.
Trauzeugen sind sein Schwager, der Tischler August Gebers, Ehemann seiner
Schwester Anna Margarethe, und Wilhelm Otto Gebers, der Bruder seiner Braut.
Den Lebensunterhalt für seine Familie verdient Wilhelm Hinrich Bruns als
Landwirt auf seiner Anbauerstelle. Eine Aufbesserung seines Einkommens erar-
beitet er als Zigarrendreher. Er wird wohl schon nach seiner Schulzeit ab 1911 bei
einem der Zigarrendreher in Schwalingen in die Lehre gegangen sein, von denen
es mehrere im Dorf gab.
Wilhelm Hinrich Bruns war auch ein begabter Musiker und verdiente mit
Musik im Nebenerwerb zum Familieneinkommen hinzu. Auch sein Schwiegervater
August Wilhelm Gebers vom „Lümas-Hof“ war ausgebildeter Musiker: Wilhelm
Hinrich Bruns war in die große alteingesessene Schwalinger Familie Gebers einge-
heiratet, aus der eine ganze Anzahl begabter Musiker in Schwalingen hervor-
gegangen ist.
Im Zweiten Weltkrieg fällt WilhelmHinrich Bruns‘ einziger Sohn Werner
Wilhelm Friedrich Bruns an der Ostfront. Sein eigenes Leben endet 1975 in seinem
77.Lebensjahr.
Der Halbhof “Schmeers”,
um 1900