Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Ernst August Böhling
* 8.August 1876
6.August 1915
Brinkköthner “Menken”, Schwalingen No.39
Ernst August Böhling ist der 3.älteste Sohn auf der Schwalinger
Brinkköthnerstelle “Menken” von Hinrich Christoph Böhling. Im August 1896
wird Ernst August Böhling 20 Jahre alt und damit nach den Bestimmungen der
Deutschen Wehrordnung militärdienstpflichtig. Er muss nun jederzeit mit seiner
Musterung rechnen.
Fast alle Brüder von Ernst August Böhling sind bereits ausgewandert oder
haben zumindest die feste Absicht, rechtzeitg vor Erreichen des kriegsdienst-
pflichtigen Alters das Kaiserreich Deutschland zu verlassen. Nur der älteste
Bruder und Anerbe der Brinkköthnerstelle “Menken”, Hinrich Wilhelm Böhling,
wird bleiben - er ist “kriegsdienstuntauglich”.
Ob Ernst August Böhling sich selbst nicht für die Auswanderung begeistern
konnte? War es seine Wahl, Rekrut zu werden? Hat er zu lange mit der
Auswanderung gezögert oder gab es keine Gelegenheit?
Jedenfalls wird Ernst August Böhling bei der Musterung durch die
Preußische Militair-Ersatz-Commission im Frühjahr 1897 für wehrdiensttauglich
befunden und zum 1.Oktober 1897 zum Wehrdienst bei dem 5.Hannoverschen
Infanterie-Regiment No.165 einberufen. Für die kommenden 2 Jahre ist er nun
als Rekrut des 1.Bataillons im Standort Goslar kaserniert.
Im März 1899 schreibt Ernst August Böhling aus Goslar, 1/2 Jahr vor dem
Ende seiner aktiven Rekrutenzeit, an seine Eltern in Schwalingen: ...’die
schlimmste Zeit habe ich ja schon gehabt... es sind ja man 150 Tage mehr dann
komme ich ja schon wieder zu Hause und dann bleibe ich ja ganz da, liebe
Eltern...’. Ende September 1899 wird er zur Ersatz-Reserve versetzt und ist ab
nun für die nächsten 5 Jahre verpflichtet, an den regelmäßigen
Wehrdienstübungen teilzunehmen.
Ernst August Böhling heiratet Anna Maria Margarethe Petersen und lebt mit
seiner großen Familie im ‘Peetz-Hüslhus’, dem Häuslingshaus seines Onkels
vom Peetz-Hof. Als am 1.August 1914 der 1.Weltkrieg ausbricht, ist seine Ehefrau
schwanger.
Ernst August wird mobilisiert, zum 1.September 1914 zum Reserve-
Regiment No.208 nach Braunschweig einberufen und der 7.Kompanie zugeteilt.
Das Regiment ist Teil der 44.Infanterie-Division, die zunächst an der Westfront
eingesetzt wird. Im Januar 1915 steht sie in Stellungskämpfen bei Ypern in
Belgien. Von hier schreibt er eine Feldpostkarte an seinen Bruder Hinrich
Wilhelm Böhling in Schwalingen und fragt nach dem versprochenen großen
Weihnachtspaket, das immer noch nicht eingetroffen sei. Mitte Februar 1915
wird Ernst August Böhling zum Unteroffizier befördert.
Mitte Juni 1915 wird das Reserve-Regiment No.208 mit dem Gefreiten Ernst
August Böhling von Belgien nach Russland verlegt. Er nimmt dort als
Unteroffizier von Ende Juli bis Mitte August 1915 an den Verfolgungskämpfen
gegen die russischen Truppen vom Wieprz bis zum Bug teil.
Bei diesen Kämpfen wird Ernst August Böhling am 2.August 1915 bei
Majdan Stary durch eine explodierendes Artilleriegeschoss am Kopf schwer
verwundet. Er stirbt an seinen Wunden am 6.August 1915 im Reserve-
Feldlazarett No.74 , 2 Tage vor seinem 39.Geburtstag. Sein jüngstes Kind hat
seinen Vater nicht mehr kennen gelernt.
Der jüngere Bruder von Ernst August Böhling, Hinrich Karl Böhling, *1888
+ 1987, wanderte im Jahre 1903 mit 15 Jahren nach Amerika aus. Er erinnert
sich an das Schicksal seines Bruders so: “Mein Bruder August musste dienen, er
war nicht rechtzeitig weggemacht. Er musste dienen und fiel im ersten Weltkrieg
dort in Russland.” (Juni 1986). Die Auswanderergeschichte von Hinrich Karl Böhling ist
hier nachzulesen... mehr...
Belgien, den 17.1.15
Lieber Bruder.
Deinen Brief habe ich heute erhalten und sehe, daß Ihr auch alle Gesund und
Munter seid welches ich Gott sei Dank auch noch bin. Lieber Bruder das Große
Weihnachts Paket habe ich noch nicht erhalten. Das kommen aber aber noch
immer Weihnachts Pakete, es kann ja noch kommen. Ich schicke Dir dieses Bild.
... Brief folgt. Viele Grüße an Euch alle von Deinem Bruder August Böhling
zwischen Wieprz und Bug im Sommer 1915