Schwalingen im Frühjahr 1915
Im Krieg
Der Gestellungbefehl zum Kriegsdienst erreicht Karl August Wilhelm
Witte Ende 1914: Zu Beginn des folgenden Jahres 1915 hat er sich bei der
3.Kompagnie des Ersatz-Bataillons des Füsilier-Regimentes (1.Hannoversches)
Nr.73 in Hannover zur militärischen Kurzausbildung in der Bult-Kaserne
einzufinden.
Mitte April 1915 ist die Ausbildung von Karl August Wilhelm Witte
abgeschlossen. Er ist nun frontdienstfähig und wird als "Ersatz" der
10.Kompagnie des Reserve-Infanterie-Regimentes Nr.230 zugeteilt. Das
Regiment steht in dieser Zeit als Teil der 50.Reserve-Division an der Ostfront in
der schweren, verlustreichen "Schlacht an der Rawka-Bzura" bei Lodz Richtung
Warschau, in der es auch zum ersten Einsatz von Kampfgas durch die deutschen
Truppen kommt.
Die deutsche Heeresleitung beschließt trotz der angespannten Lage an der
Westfront im Sommer 1915 eine Offensive an der nördlichen Ostfont auf
russisches Gebiet, um die russischen Armeen weiter von der deutschen
Ostgrenze in Ostpreußen zurückzudrängen. Die 50.Reserve-Division mit dem
Reserve-Infanterie-Regiment Nr.230 und dem Musketier Karl August Wilhelm
Witte wird vom Oberbefehlshaber Ost der Angriffsspitze der Armee-Gruppe
Gallwitz zugeteilt.
Mitte Juli 1915 erfolgt der Angriff, die "Durchbruchschlacht bei Przasnysz",
südöstlich von Allenstein. Sie kostet beiden Seiten viele Opfer. Der russische
Gegner weicht zurück, es kommt zu Verfolgungskämpfen zum unteren Fluß
Narew. Dort entwickelt sich die Verfolgung gegen Ende Juli 1915 zur "Schlacht
am Narew", in der auch die 50.Reserve-Infanterie-Division schwere Verluste
erleidet.
In diesen Angriffskämpfen wird der Musketier Karl August Wilhelm Witte
verwundet. Anfang August 1915 wird er zunächst im Reserve-Lazarett
"Boromäus-Stift" in Konitz/Westpreußen versorgt. Dann erfolgt seine Verlegung
in das Reserve-Lazarett Kassel II, Abteilung Rothenditmoldt. Anfang November
1915 wird Karl August Wilhelm Witte erneut verlegt, in das Kreiskrankenhaus
Soltau.
Die Verwundung von Karl August Wilhelm ist Anfang des Jahres 1916 soweit
verheilt, dass er aus dem Krankenstand wieder in den Militärdienst entlassen
wird. Er kommt zur 2.Genesungs-Kompagnie, 2.Ersatz-Bataillon des Infanterie-
Regimentes Nr.73 in Hannover-Buchholz.
Doch seiner Verwundung ist offenbar nicht dauerhaft ausgeheilt. Im
November 1916 befindet sich Karl August Wilhelm Witte wieder im Kreiskran-
kenhaus Soltau. Die militärärztliche Nachuntersuchung kommt zu dem
Ergebnis, dass Karl August Wilhelm nicht mehr kriegsdienstfähig und auch nicht
mehr militärdienstfähig ist. Er wird bald darauf aus dem Militärdienst entlassen
und kehrt nach Hause, auf den "Schün-Hof" zu Schwalingen zurück.
Karl August Wilhelm Witte ist 22 Jahre alt und aufgrund seiner
Kriegsverwundung nun wieder Zivilist, während seine beiden Brüder sich im
Kriegseinsatz befinden: Karl August Wilhelm Witte als Gefreiter bei der
Nachrichten-Abteilung der 4.Kavallerie-Division an der nördlichen Ostfront.
Karl August Wilhelm Witte als Gefreiter im Infanterie-Regiment Nr.62,
12.Infanterie-Division, an der nördlich Westfront im Artois/Frankreich.
Nachgeschichte
Bis zum Kriegsende bleibt Karl August Wilhelm Witte auf dem elterlichen
"Schün-Hof" in Schwalingen. Auch seine beiden Brüder haben den Krieg
überlebt und kehren nach Schwalingen zurück. Karl August Wilhelm erlitt
ebenfalls eine Verwundung, Karl August Wilhelm blieb unverwundet.
Im Mai 1919 heiratet Karl August Wilhelm Witte, nun 25 Jahre alt und
volljährig, die 26jährige Vollhöfnerin Margarethe Minna Dora Schlumbohm
*1892 auf dem Vollhof "Otten" zu Gilmerdingen.
Nach einem erfolgreichen Arbeitsleben als Landwirt auf dem Vollhof "Otten" zu
Gilmerdingen stirbt Karl August Witte im September 1968 im nachbarlichen
Leverdingen im Alter von 74 Jahren.
Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Karl August Wilhelm Witte
* 16.November 1893 † 15.September 1968
Anbauer “Schün”, Schwalingen No.4
Die Anbauerstelle “Schün” zu Schwalingen No.4 im Jahre 1910
(vl Emma Witte geb.Könemann, Emma Witte, Wilhelm Witte sen.,Magd,
Wilhelm Witte jr., Karl Witte, August Witte)
Musketier Karl August Wilhelm Witte, mit seiner Familie
auf dem “Schün-Hof” zu Schwalingen im Jahre 1916.
vl: Bruder August Witte, Mutter Emma Witte geb.Könemann,
Bruder Wilhelm Witte jun., Schwester Emma Witte,
Vater Wilhelm Witte sen., Karl Witte.
Musketier Karl August Wilhelm Witte, Frühjahr 1915 und
Herbst 1916
Haussohn Karl August Wilhelm Witte, Herbst 1917