Schwalingen im April 1918
Im Krieg
Wieder an der Westfront und das Kriegsende.
Im Dezember 1917 sind die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg
gegen das Deutsche Reich eingetreten und verstärken mit ihren frischen
Truppen und Waffen die englisch-französischen Kriegsgegner an der Westfront.
Mit dem Friedenschluss von Brest-Litowsk im März 1918 wird es der
deutschen Heeresleitung möglich, die bislang an der Ostfront gebundenen
Truppen zur Verstärkung an die Westfront zu verlegen und so das
Kräfteverhältnis dort nun nahezu ausgleichen.
In einer Frühjahrsoffensive 1918 an der Westfront plant die deutsche
Heeresleitung unter Aufbietung aller Kräfte so nachhaltige Erfolge zu erringen,
dass die Kriegsgegner an den Verhandlungstisch gezwungen werden können, die
"Große Schlacht in Frankreich". Alle verfügbaren Truppen werden zu diesem
Zweck an den Frontabschnitten zusammengezogen, an denen die geplanten vier
großen Angriffswellen durchgeführt werden sollen. Die anderen Frontabschnitte
sollen durch weniger kampfstarke Einheiten gesichert werden. Hierzu wird auch
die 4.Kavallerie-Division eingeteilt.
Am 1.April 1918 wird daher die 4.Kavallerie-Division mit Karl August
Wilhelm Witte in Riga/Livland an der Ostsee verladen und trifft am 7.April
1918 in Molsheim bei Straßburg im Unter-Elsass ein. Ihre Aufgabe ist die
Sicherung des Frontabschnittes bei Ban de Sapt in den Vogesen während der
deutschen Frühjahrsoffensive an den weiter nordwestlichen Frontabschnitten.
Mitte Mai 1918 wird die Division an den Frontabschnitt bei Ruffach südlich von
Colmar im Ober-Elsass verlegt.
Die "Große Schlacht in Frankreich" hat nicht den von der deutschen
Heeresleitung geplanten Erfolg. Das deutsche Heer muss sich in Rückzugs-
kämpfen vor der Übermacht der Gegner immer weiter nach Norden und Westen
in die Auffangstellungen zurückziehen - bis am 11.November 1918 die
Kriegsgegner den Waffenstillstand unterzeichnen, der die Kampfhandlungen des
1.Weltkrieges beendet. Das Deutsche Reich und seine Verbündeten haben den
Krieg verloren.
Die Waffenstillstandsbedingungen der Siegermächte auferlegen dem
Deutschen Reich, mit seinem Heer das Gebiet von Frankreich, Belgien,
Luxemburg und auch die deutschen Reichslande Elsass-Lothringen innerhalb
von 15 Tagen zu verlassen oder es droht Gefangenschaft für die deutschen
Soldaten. Den Resten der 4.Kavallerie-Division mit dem Gefreiten Karl August
Wilhelm Witte gelingt es, rechtzeitig bei Breisach/Freiburg im Breisgau den
Rhein zu überqueren und das Gebiet des Deutschen Reiches zu erreichen. Per
Bahntransport geht es weiter nach Löderburg bei Stassfurt in Sachsen-Anhalt,
wo die 4.Kavallerie-Division demobilisiert und aufgelöst wird.
Auch Karl August Wilhelm Witte wird in Löderburg am 17.Dezember 1918
aus dem Militärdienst entlassen und erhält den Marschbefehl nach Schwalingen.
Am 19.Dezember 1918 kehrt er auf den elterlichen "Schün-Hof" zurück, er ist
nun 26 Jahre alt - und hat den Krieg unverwundet überstanden. Mit ihm ist die
Familie wieder vollzählig vereint: Seine Eltern, seine Schwester Alma Emma
Minna, seine Brüder Karl August Wilhelm und Karl August Wilhelm, die bereits
vor ihm eingetroffen sind - auch sie haben als Soldaten den Krieg, wenn auch
verwundet, überlebt.
Nachgeschichte
Nach 6 Jahren als Soldat und davon 4 Jahre im Krieg an verschiedenen
Fronten, fällt es Karl August Wilhelm Witte schwer, sich nach seiner Rückkehr
nach Schwalingen "an die neuen Verhältnisse" zu gewöhnen. Dass der Krieg
verloren wurde, dass das Deutsche Kaiserreich untergegangen ist, sind
Umstände, die sein Leben tief verändern: "... aber, es führt eben kein Weg in die
frühere schöne Zeit des Kaiserreiches zurück."
Schon 2 Wochen nach seiner Rückkehr aus dem Krieg verlobt sich Karl
August Wilhelm Witte am Neujahrstag 1919 mit seiner Schwägerin Emma
Schlumbohm aus Gilmerdingen. Ihre Schwester ist mit seinem Bruder Karl
August Wilhelm Witte verheiratet, der mit ihr auf ihren Vollhof "Otten" zu
Gilmerdingen lebt.
Karl August Wilhelms Vater stellt ihm als ältestem Sohn frei, welchen seiner
beiden Höfe er übernehmen möchte: Die Anbauerstelle "Schün" zu Schwalingen
No.4 oder den Halbhof "Gerken" zu Lieste No.2. Er entscheidet sich für den
"Gerken-Hof". Am 8.August 1919 heiratet er seine Verlobte Emma Schlumbohm
und gründet mit ihr am folgenden Tag seine Familie auf dem Halbhof in Lieste.
Nach einem erfüllte Leben, in dem er seinen "Gerken-Hof" erfolgreich führte
und sich in vielen öffentlichen, gesellschaftlichen und politischen Ämtern mit
hoher Anerkennung für das Gemeinwohl einsetzte, stirbt Karl August Wilhelm
Witte im Janaur 1961 in seinem 70.Lebensjahr.
WILHELM Witte hat in der von ihm handschriftlich angefertigten Hofchronik des "Gerken-
Hofes" zu Lieste auch seinen Lebenslauf festgehalten. Er überliefert Eindrücke aus seinem
Leben vor und im 1.Weltkrieg.
Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Karl August Wilhelm Witte
* 8.Januar 1892 † 23.Januar 1961
Anbauer “Schün”, Schwalingen No.4
Die Anbauerstelle “Schün” zu Schwalingen No.4 im Jahre 1910
(vl Emma Witte geb.Könemann, Emma Witte, Wilhelm Witte sen.,Magd,
Wilhelm Witte jr., Karl Witte, August Witte)
Marschroute der 4.Kavallerie-Division (unberitten) von April bis November 1918
Wilhelm Witte im Oktober 1936, 44 Jahre alt.
1910
1916
1918